Metropolregion Rheinland: Kraftvolle Stimme(n) fürs Rheinland

12.04.2019

Ob Bundesstadt Bonn oder Landeshauptstadt Düsseldorf, ob Natursteig Sieg oder Printenstadt Aachen -

gemeinsam bilden diese Orte die Metropolregion Rheinland. Sie steht für einzigartige kulturelle Schätze, eine bewegte Geschichte, eine exzellente Forschungslandschaft, enorme Wirtschaftskraft und ein ganzspezielles Lebensgefühl. Um die Kräfte des Rheinlands zu bündeln und es wirtschaftlich zu stärken, gründeten 35 Städte, Kreise und Verbände 2017 den Verein Metropolregion Rheinland. Vor einigen Wochen übernahmen Ulla Thönnissen und Kirsten Jahn gemeinsam die Geschäftsführung. Wir stellen die Pläne der neuen Doppelspitze vor.

„Kürzlich haben wir uns den größten Solarpark Nordrhein-Westfalens angesehen. Er liegt im Rheinland, doch kaum ein Rheinländer weiß davon.“ So Ulla Thönnissen, gemeinsam mit Kirsten Jahn Geschäftsführerin der Metropolregion Rheinland (MRR). Der Solarpark liegt in Herzogenrath bei Aachen. „Damit auch der Investor aus New York von Potenzialen wie diesem erfährt, planen wir u.a. eine Internetplattform, auf der sich Unternehmen welt-weit über Standortfaktoren im Rheinland informieren können.“

Das neue Führungsduo will die Stärken des Rheinlands deutlicher herausstellen. „Wir haben einen sehr starken Wirtschaftsraum, eine ausgeprägte Hochschullandschaft mit 65 Hochschulen und sehr gut ausgebildete Fachkräfte“, sagt Jahn. „Doch weil viele rheinische Kommunen sich einzeln präsentieren, ist das Gemeinsame vielen Rheinländern noch gar nicht bewusst.“

Erst kürzlich besuchten die beiden die ITB in Berlin und sahen, dass das Ruhrgebiet sich sehr einheitlich präsentiert. Das Rheinland mit seiner poly-zentrischen Struktur müsse eher die ‚Einheit in der Vielfalt‘ als Stärke darstellen. Thönnissen: „In unserer globalisierten Welt wird eine kraftvolle Stimme für das Rheinland immer wichtiger. Wir müssen unsere Region als Wirtschaftsmotor Nr. 1 und als Bildungsstandort Nr. 1 herausstellen. Nach innen und nach außen. Das sollte an jedem Flughafen und an jedem Bahnhof sichtbar sein.“ Denn das Rheinland brauche den Vergleich mit anderen Metropolregionen wie Paris oder London nicht zu scheuen.
Schwerpunktthema: Verkehr

Um die Region zwischen Kleve und Euskirchen, zwischen Heinsberg und dem Oberbergischen Kreis weltweit ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und den Standort zu fördern, braucht es Geld. Eine Auf-gabe der neuen Geschäftsführerinnen ist daher, Fördermittel beim Land Nordrhein-Westfalen, beim Bund oder bei der Europäischen Union zu beantragen. „Wir werden zunächst filtern, was für das Rheinland sinnvoll ist“, sagt Thönnissen. „Natürlich konkurrieren wir mit anderen Metropolregionen um die Fördergelder. Deshalb ist ein Bedarfsplan wichtig. Was ins Rhein-Neckar-Gebiet passt, muss nicht unbedingt zu uns passen.“

Schwerpunktthemen sind Verkehr, Mobilität und Infrastruktur. Dabei geht es immer darum, unterschiedliche Interessen zu bündeln. „Im Deutzer Bahnhof fahren gerade mehrere Züge gleich-zeitig ein“, sagt Jahn, die von ihrem Schreibtisch aus direkt auf die Gleise blickt. „Klar ist, dass der Bahnknoten Köln überlastet ist, der Druck auf die Rheinschiene ist enorm. Wir müssen zu mehr Durchlässigkeit kommen und die Verknüpfung der verschiedenen Verkehrsträger optimieren.“

Dabei will die MRR das Rad nicht neu erfinden, sondern eine Plattform für alle Akteure aus den Kommunen und Verkehrsverbünden bilden. „Es geht uns nicht darum, das neue Ticket xy zu entwickeln, dazu gibt es Fachleute in den Verkehrsverbünden“, sagt Thönnissen. „Wir wollen vielmehr eine gemeinsame Position erarbeiten.“ Keine leichte Aufgabe angesichts der unterschiedlichen Interessen von Stadt und Land, doch Thönnissen war bereits mehr als zehn Jahre als Unternehmerin tätig, CDU-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der Verbandsversammlung des Zweck-verbands Region Aachen. Sie sei im Rheinland bereits sehr gut vernetzt und kommuniziere gern.

Auch Kirsten Jahn arbeitete als frühere Fraktions-vorsitzende der Grünen im Rat der Stadt Köln bereits zu verschiedensten Themen. Die Diplom-Geografin beschäftigte sich beruflich viele Jahre mit integrierter räumlicher Entwicklung. Die MRR zusammen als Doppelspitze zu führen, empfinden beide Geschäftsführe-rinnen einerseits als kraftvoll, andererseits als entlastend. „Wir haben nicht das Gefühl, etwas abzugeben, sondern etwas zu gewinnen“, sagt Jahn. Kein schlechtes Motto für die MRR.

Ursula Katthöfer, freie Journalistin, Bonn

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